Tübinger Mikroskopischer Stammtisch (Januar bis März 2025)

Färbepflanzen, Farbstoffe, Diatomeen, UMOs, Stechmücken, Stack-Software, „Steinfresser“, Pollen, Aberration messen, Tümpeln, Wellenlänge/Lichtgeschw., Eisenbakterien, Polariskop, Stomata, Bernstein, Sand, Kanadabalsam, Zieralgen, Onchocerciasis, Planarien, Quekett-Club, Abdruckverfahren uvm.

30. März 2025

  • Gerd Schneider hat einen Vortrag über Färbepflanzen und Farbstoffe zusammengestellt (das PDF davon in Kürze hier zum Herunterladen):
    • Was meint man, wenn man „Farbe“ sagt? Definitionen.
    • Wofür brauchen Pflanzen farbstoffe?
    • Wie nutzt der Mensch Pflanzenfarben?
    • Farbmittel aus Tieren.
    • Farbmittel aus Mineralien.
  • Wolfgang zeigte Diatomeen aus der Teinach bei Bad Teinach.
  • Ein UMO von Uli und Regine hat sich in der Runde schnell als Mikromanipulator entpuppt → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (technische)
  • Igor Reicher ist auf eine durchs Internet ‚geisternde‘ Meldung zu eigenartigen steinfressenden Bakterien im Kalkstein der Wüsten gestoßen:
    → https://www.scinexx.de/news/geowissen/wer-schuf-diese-mikrotunnel
    Subfossil Fracture-Related Euendolithic Micro-burrows in Marble and Limestone
    Vielleicht war’s das bis heute lebende Fossil der Steinlaus (siehe Galerie).
  • Dazu passend hat Dr. Dirk Backenköhler eine spannende Geschichte wieder zu Bewusstsein gerufen: Die ‚Entdeckung‘ frühen Lebens in Meteoriten und Sedimentgesteinen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Das Eozoon canadiense wurde damals als fossiler Beweis der Entstehung des Lebens vermutet, dessen Spuren (und viel Anderes!) der Reutlinger Jurist und Hobby-Naturforscher Otto Hahn nicht nur in allen möglichen Gesteinen (‚Urzellen‘; Eozoon, Eophyton etc. etc.) sondern sogar  in Meteoriten (Chondriten, extraterrestrisches Leben) beschrieben hat. Unterstützt wurde er vom schwäbischen Naturforscher Weinland, dem Autor von „Rulaman“.
    Als Grundlage für die Beschreibung dieser vermuteten organischen Strukturen dienten Dünnschliffe des Ohmenhausener Fossiliensammlers, Ölschieferfabrikdirektors und Dünnschliffherstellers Hildenbrandt, mit dem wir uns schon früher im Stammtisch beschäftigt hatten. Zusammen mit dem Tübinger Professor Quenstedt offenbar sich ein sehr interessanter lokaler Biotop!
  • Gute Erfahrungen von Rudolf mit der Software „Helicon Focus“ zum Fokus-Stacking.
  • Noch ein Blick auf die jetzt frisch geschlüpften Imagines der Stechmücken – Anopheles, Culex und Aedes, die sich auf Alfons Schreibtisch im Gurkenglas entwickelt haben. Aufgenommen mit einem Video-Makroskop aus China, zu unschlagbarem Preis: „HY5200“.
  • 35 Teilnehmer

23. März 2025

Der Frühling ist gekommen, langerwartet, und mit ihm der Pollenflug, Saharastaub und die Larven der Stechmücken – um nur ein paar der für Mikroskopiker interessanten Objekte zu nennen. Dafür zusammenfassend ein extra Beitrag → Pollen

  • Pollen wurden von Anne Gleich , Chris Thomas und Alfons Renz aufgenommen, hoffentlich nur als Thema.
    • Anne: Bilder in bunten Frühlingsfarben im Auflicht.
    • Chris: Keimende Pollen, wie macht man das? Erstaunlich einfaches Verfahren!
    • Alfons: „Befruchtung per Pollenschlauch oder Schwärmer?“ war anfänglich die Frage. Zur Klärung trug auch ein Wettstreit um das beste Mikroskop bei.
  • Oliver: „Mein erstes richtiges Mikroskop.“ (das KOSMOS Humbold F).
  • Sahara-Staub ist auch nicht mehr das, was er mal war. Laut Deutschem Wetterdienst zirkulieren mehrere Millionen Tonnen Saharastaub durch die Atmosphäre über Nordafrika, den Nordatlantik und Europa. Jedenfalls wurde Tübingen diese Woche zwar bestäubt, aber es war nur Weniges mit organischem Ursprung dabei. Wer findet mehr?
  • Stechmückenlarven der Gattungen Culex, Aedes und Anopheles aus den Gartenfass gedeihen auf Alfons Schreibtisch prächtig. Deckel jetzt aber drauf lassen!
  • Erste Filmszenen von Regisseur Siegfried Schmidt auf „Falken-TV“ zu sehen. Künftig mehr.
  • Und noch schöne Bilder von fossilen Diatomeen aus Russland von Siegfried.
  • ∼27 Teilnehmer

9. März 2025

  • Chris Thomas wollte der Ursache seines Heuschnupfens auf den Grund gehen – mit der Methode „Luftpartikel einfangen mit einem Stofflaken„. Das funktioniert. Ergebnis: Hauptsächlich Hasel- und Erlen-Pollen, wie zu dieser Jahreszeit zu erwarten (auch in England).
  • Von Florian Dufey kam ein interessanter Vorschlag (im Mikroskopie-Forum), wie man die chromatische Aberration von Objektiven mit einfachen Mitteln messen kann. Dazu braucht man ’nur‘ ein altes Verlaufsfarbfilter, das bei Zeiss zu meiner Überraschung sogar unter das Axioplan passt. So kann man die Beleuchtungswellenlänge ganz einfach variieren und durch Nachfokussieren die Lage der Schärfenebene nachjustieren.
  • Dem von Alfons vor einer Woche vorgestellten Reisemikroskop kam  Martin auf die Spur: Es ist ein Reisemikroskop von Reichert, Wien → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (technische)
  • Warum nicht mal hier beim Stammtisch erzählen, wie und mit welchem Mikroskop und wann man zur Mikroskopie gelangte. Oliver fängt heute mal damit an…
  • ∼25 Teilnehmer

2. März 2025

  • Gestern musste die Tümpel-Gruppe zum Aileswasensee „wandern“, weil beim K’furter Baggersee die Kröten wandern.
  • Siegfried Schmidt erkundet gerade ein neues Biotop, direkt im „grünen Streifen“ der ehemaligen Zonengrenze. Siegfried konzentrierte sich zuerst mal auf Zieralgen. Hervorragende Aufnahmen, wie wir es von Siegfried gewohnt sind!
  • Rudolf Lukes war  kürzlich unklar, wie sich Farbe und Wellenlänge verhalten, wenn in einem optisch dichteren Medium die Lichtgeschwindigkeit gemäß dem Brechungsindex kleiner wird. Horst Fries versuchte eine Erklärung, merkte aber schnell, dass diese scheinbar einfache Frage schnell weitere (exponentiell zunehmende) offene Fragen produzierte. Letztendleich was die Kernfrage, ob tatsächlich und warum die Lichtgeschwindigkeit sich hier verringert. Sie tut es offenbar tatsächlich, und zwar sowohl die Phasen-, als auch die Gruppengeschwindigkeit und sogar die Informationsübertragungsgeschwindigkeit. Übrigens gibt es auch Brechungsindizes <1 (bei Röntgen-Strahlung), hierbei ist die Phasengeschwindigkeit des Lichts größer als c, nicht aber die Informationsgeschwindigkeit! IHorst empfiehlt zu diesem Thema die beiden YouTube-Kanäle "Looking Glass Universe" und "3Blue1Brown".
  • Noch ein technisches UMO von Alfons Renz, siehe → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (technische)
  • Eine Zuckmücke wollte Horst beim Schlüpfen filmen. Eine Stunde warten, 5 Sekunden wegschauen, und schon war es zu spät.
  • 33 Teilnehmer

23. Februar 2025

  • Teil 2 des Vortrags von Uli Szewzyk „Eisenbakterien – Segen und Fluch“, mindestens genau so spannend wie Teil 1. Es ging um die Bakterien an sich. Demnächst der gesamte Vortragals separater Beitrag auf dieser Homepage, als PDF herunterladbar.
  • Bei dieser Gelegenheit hat Uli auch ein UMO anzubieten. Es ist schnell als Elektrometer identifiziert worden → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (technische)
  • 39 Teilnehmer

16. Januar 2025

  • „Eisenbakterien – Segen und Fluch“. Die auf Sumpfeisen basierende Eisenverhüttung stellte uns Uli Szewzyk vor. Fundorte der Eisenbakterien, Verhüttung, Bakterien, Eisenkreislauf. Jetzt schon äußerst spannend, aber weiter geht es beim nächsten Stammtisch mit den Bakterien unter dem Mikroskop und mehr. Dann gibt es auch hier auf unserer Homepage zusammenfassend diese Informationen.
  • Ein Neuzugang in Olaf’s Raritätenkabinett: Polariskop → Über Polariskope
  • Ein Nachtrag zu den Atemöffnungen der Pflanzen, die Hugo v. Mohl hier in Tübingen schon vor fast 200 Jahren beschäftigt haben → Dokumentation von Pflanzen-Epidermis und Stomata, Abdrücke mit UV-Harz, Historisches (unten)
  • Unter dem Stichwort ‚Miszellaneen‘, berichtete Gerhard Schulz über seine Beobachtungen zu:
    • Ionentransport in Kieselalgen und Foraminiferen
    • Bernstein und interessante Inklusen
    • Wüstensand ist kein Bausand.
  • Eine erste antiquarische Anschaffung hat Sabine Kracht hoch erfreut: Ein Salon/Demonstrationsmikroskop, signiert Paul Wächter.
  • 34 Teilnehmer

9. Februar 2025

  • Chris Thomas widmete sich mit seinem Vortrag „Stomata: 500 Millionen Jahre in Kürze“ den Atemöffnungen in der Epidermis von Pflanzen.
    Chris verfolgt die Idee – und hat sie auch umgesetzt – das Pflanzen-Epidemis und Stomata dokumentiert werden, so dass jeder darauf Zugriff hat und Bilder einstellen kann. Genaueres in diesem speziellen Beitrag → Pflanzenepidermis- und Faser-Abdrücke mit UV-Harz, Dokumentation von Pflanzen-Epidermis und Stomata
  • Im Forum ging es in letzter Zeit immer wieder um die Konstruktion und Reparatur von delaminierten optischen Systemen. Olaf Medenbach erklärt die Grundlagen dazu mit seinem Vortrag: „Kanadabalsam und Co. – thermoplastische Verkittung„.
  • Vier biologische UMOs von Günther → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (biologische)
  • 44 Teilnehmer

2. Februar 2025

  • Ole Riemann erfreute uns mit einem sehr schönen Vortag über Zieralgen: Fundorte, Probennahme, Untersuchungstechnik, Systematik, Zellenbau, Zellteilung, Zellentypen, Fressfeine und Literatur. Hier nahezu alle Folien → Sammeln und Untersuchen von Zieralgen
  • Rückblick aufs gestrige Baggersee-Tümpeln. Eine große Runde mit 11 kälteresistenten Teilnehmern. Wir fanden: Viele Cyclops und deren Nauplien, einige Diaptomus, einige Daphnia longispina, Rädertiere, kleine Asplanchna, sehr viele Asterionella, häufig Goldalgen Uroglena? Anschließend Aufwärmen im Café Lieb.
  • Rudolf Lukes hat einige technische Fragen und Tipps zusammengestellt:
  • 43 Teilnehmer

26. Januar 2025

  • Igor Reicher:  Ein biologisches Unbekanntes Mikroskopisches Objekt (UMO) aus einem Tümpel. Ein totes Rädertierchen war mit Organismen befallen, die aus dem toten Tierchen heraus gekommen sind. Die wahrscheinliche Lösung hier → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (biologische)
  • Verschiedene weitere schöne Aufnahmen von Igor aus dem gleichen Tümpel in dieser Galerie.
  • Alfons Renz berichtete von seiner Teilnahme an einem Meeting in Addis Abeba: „Elimination of Onchocerciasis in Ethiopia“ des EOEEAC – Ethiopian Onchocerciasis Ekimination Expert Advisory Panel, 15.-18. Januar 2025
  • 37 Teilnehmer

19. Januar 2025

  • Thomas Harbich: Die organische Schicht um Diatomeen – sichtbar gemacht und was weiß man darüber.
  • Michael Drozd: Silikat-Aufnahme
  • Horst Fries: Ein Bändchen – woher und aus welchen Fasern? Es soll aus dem Gräberfeld auf der Paracas-Halbinsel stammen. Die Tierhaare stammen bestimmt von den Neuweltkamelen Alpaka oder Lama (domestiziert) oder Vikunja oder Guanako (wild). Es waren auch Baumwollfasern dabei. Dazu dankenswerterweise Informationen von der Autorin der Website → https://langsamweben.com:
    • Das Hauptmotiv sind Felidenköpfe, ein katzenköpfiger Gott wurde in Peru seit der Chavín-Zeit verehrt.
      Zur Zeit der Paracas-Kultur wurden zum Weben Kamelidenwolle und Baumwolle verwendet, die Kamelidenwolle auch gefärbt.
    • Allerdings konnte man anfangs Muster in Kettripstechnik nicht doppelseitig weben, die ersten richtigen zweifarbigen Komplementärgewebe hat man im Gräberfeld Ocucaje gefunden, sie sind von ca. 500 v.Chr.
    • Diese Felidenköpfe mit ihrer dunklen Linie außen herum ähneln sehr stark denen, die aus einer viel späteren Zeit stammen und von den Chancay, Chimu und Inka gewebt wurden.
    • Hier verwendeten die Weber eine Komplementärtechnik, bei der das Muster auch nur auf einer Seite erscheint, die Fäden auf der Rückseite aber besser eingebunden sind als bei dem Band hier.
    • Bei Grabräubereien in Peru war es auch üblich, dass gemusterte Teile aus größeren Textilien herausgeschnitten wurden, da man sie so besser verkaufen konnte.
    • Wie gefälscht sieht es eigentlich nicht aus, die verwendete Webtechnik ist einfach, wird aber so derzeit in Peru meines Wissens nach nicht verwendet.
    • Von der Zeit der Paracas-Kultur an und vor allem in der Nazca-Kultur gab es bei den Webtechniken eine regelrechte Erfindungswelle, das Niveau und die Komplexität der Webereien wurden in späterer vorspanischer Zeit, außer bei den Bildgeweben der Inka, kaum wieder erreicht. Einfache Techniken existierten aber parallel weiter.

12. Januar 2025

  • Steine und Sand mitnehmen: Immer verboten oder doch möglich? Sande tropischer Strände bestehen häufig aus Steinkorallen-Skeletten. Alle Steinkorallen sind weltweit geschützt (CITES), also auch solcher Sand! Bei anderen Lebewesenresten (z. B. Muschel-, Schneckenschalen) kann man den Schutzstatus als Laie schwer feststellen, so dass man am besten immer die Finger davon lässt. Je nach Land und Region gibt es aber auch generelle Verbote, unabhängig davon, aus was der Sand besteht. Eine Übersicht über Erlaubnis bzw. Verbot gibt es z. B. hier → https://www.bussgeld-info.de/sand-mitnehmen-verboten und in den Grafiken in der Bildergalerie,
  • Wie kommen Diatomeen zu Silizium? Diese Frage tauchte am vorigen Stammtisch auf. Horst versuchte, aus „Diatom Morphogenesis“ ein paar der momentanen Erkenntnisse herauszuarbeiten. Die tatsächlichen Vorgänge sind aber weiterhin nur rudimentär erforscht.
  • Die Pflanzenabdruck-Methode von Chris Thomas hat Gerhard Schulz am Beispiel von Textilfasern und einem Weihnachtssternblatt ausprobiert. Das Ergebnis ist diesem Beitrag angefügt → Pflanzenepidermis- und Faser-Abdrücke mit UV-Harz
    • Sabine Kracht steuerte noch Aufnahmen von Epidermis-Abdrücken ihrer früheren Schulungen bei.
    • Ruud Herold weist auf eine Abhandlung über Faser-Forschung hin (auf Niederländisch, aber übersetzbar) → hier
    • Dabei wurde nach der Funktionsweise von Kompensatoren bei Polarisationsmikroskopen gefragt, die ja bei Fasern charakteristische Farbeffekte liefern. Olaf Medenbach hat im August 2021 dazu einen Vortrag gehalten, der aber nicht auf der TMG-Homepage eingepflegt war. Jetzt aber schon → Kompensatoren am Polarisationsmikroskop
  • Chris Thomas mag Planarien. Er möchte herausfinden, was sie am liebsten fressen. Siehe das YouTube-Video unter der Bilder-Galerie (Chorizo links, Hähnchen rechts).
  • 25 Teilnehmer

5. Januar 2025

  • Kalt wars beim Dreikönigs-Tümpeln am Baggersee – daher hatten sich wenige getraut, mitzumachen. Der Sekt war sozusagen das Warmgetränk an diesem Morgen. Unerschrocken ein paar Badegäste, die unser Plankton aber nicht verscheuchten. Die Ausbeute: Siehe Bildergalerie.
  • Igor Reicher hat Interessantes aus Fuerteventura entdeckt. Aus einer ufernahen Pfütze – es muss Süßwasser gewesen sein – neben anderen Algen mehrere Arten zentrischer Diatomeen! Darunter ein unbekannter „Wurm“ (Egel?), siehe unter → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (biologische)
  • Ein unbekanntes Objekt (UMO) aus einem Walderdaufguß von Günther Dorn, siehe ebenfalls unter obigem Link.
  • Chris Thomas hat uns Publikationen des Quekett-Clubs zukommen lassen: „The Quekett Journal of Microscopy“ und das „Quekett-Bulletin“. Von solchen aufwändigen Publikationen der englischen Mikroskopiker-Freunde können wir in Deutschland nur neidisch werden.
    Außerdem: Möller-Präparat einer Diatomee zum Test der Auflösung.