Tübinger Mikroskopischer Stammtisch (TMS)

Weihnachts-Stammtisch, Silizium-Karbonat, Vermessung der Kristalle, Schleim, Bacillaria-Bewegung, schnellstes Bakterium, Baggerseeproben, Mohl’scher Tisch, Warsteiner Eisenkiesel, Belthle-, Fuess-und Leitz-Mikroskope, Diatomeen-Kolonien, UMOs, Objektträgerdicke, Exkursion unteres Odertal, Größen von Diatomeen, Chinarinde, Malaria …


26. Dezember 2021 – der Weihnachts-Stammtisch  

Weihnachten

  • Christoph Hebestreit ist wieder einmal eine tolle Aufnahme gelungen: Die Burg Hohenzollern bei Hechingen erhob sich bei einer Inversionswetterlage am 18. Dez. aus dem Nebelmeer. Ganz im Hintergrund der Schwarzwald als Streifen sichtbar. Der Hohenzollern ist ein sog. Zeugenberg der Schwäbischen Alb. Ebenso von ihm der Mini-Eis-Tannenbaum.
  • Was könnte Weihnachten und Neujahr mit Schleifstein gemeinsam haben? Ein Farben-Feuerwerk! Willi Latz beweist es mit künstlerisch anmutenden Aufnahmen von Silizium-Karbonat.
  • Rätselspaß mit Alfons Renz: Manche Präparate mit meist weihnachtlichem Bezug konnten von den Teilnehmern erst nach langem Raten erkannt werden. Siehe Bildergalerie. Die wohl verblüffendste Struktur zeigte der Dattelkern, zum Verwechseln ähnlich mit einem Stoffgewebe.
  • Günther Dorn steuert (live) Querschnittaufnahmen der Kartoffel bei, ebenso weihnachtlich bunt.
  • Dass Mikroskopiker meist leidenschaftliche Bastler sind (Profi-Werkler sind auch darunter), ist bekannt. Man überzog bis weit nach 12 Uhr mit Fachsimpeln, was man wie bauen kann. Sie haben wahrscheinlich nicht genug zu Weihnachten geschenkt bekommen.
  • 19 Teilnehmer.


19. Dezember 2021

  • Die Vermessung der Kristalle, Vortrag von Olaf Medenbach in gewohnt perfekter Form und hohem Informationsgehalt. Ein Auszug aus dem Vortrag hier → Die Vermessung der Kristalle.
  • Gespensterschleim – immer noch nicht hundertprozentig geklärt. Aber es verdichtet sich doch, dass der strukturlose Glibber von Kröten stammt: Sie bilden mit den akzesorischen Drüsen Schleim, der zusammen mit den Ovarien bei der Eiablage aufquillt und sich solange hält, bis die Kaulquappen schlüpfen und sich der Schleim dann enzymatisch auflöst. Dass der Schleim so spät im Winter noch auftritt, ist verwunderlich. In der Probe konnten zwar wenige Pilzhyphen beobachtet werden, die aber mit Sicherheit im Nachhinein auftraten. Trotzdem interessant, dass auch nach umfangreichen Recherchen, z. B. von Günther, bisher niemand das Rätsel sicher lösen konnte.
  • Seeigelstachelquerschnitt als Weihnachtsmotiv.
  • 25 Teilnehmer.


12. Dezember 2021

  • Bacillaria-Bewegungssimulation am Computer von Horst Fries.  Der Einfluss verschiedener Parameter (Maximalgeschwindigkeit, Kraft, Überlappungsgrad, Wasserwiderstand u. v. m.) kann simuliert werden und idealerweise mit Beobachtungen verglichen werden. So ergibt sich z. B. aus der Simulation, dass der Überlappungsgrad keinen wesentlichen Einfluss auf die Antriebskraft hätte, da sonst die Kolonie relativ schnell auseinander bricht, also instabiler ist.
  • Heribert Cypionka: „Das schnellste Bakterium der Welt„, natürlich analysiert mit PICOLAY. Normalerweise sind ja Geißeln von Bakterien nicht zu erkennen. Die betrachtete Spirochaete ist ein Sonderfall, bei der die Geißeln innerhalb des Schraubenkörpers liegen. Unter glücklichen Umständen ist dann das Drehen der Körpers zu sehen und daraus auf die Drehgeschwindigkeit der Geißel  zu schließen. Bilder und Videos von Bakterienbewegungen sind auf Heriberts PICOLAY-Seite zu finden, dort im  → Mikrobiologischen Garten. Hier insbesondere die Beiträge „Wie Bakterien schwimmen“, „Wandernde Bakterienbanden“, „Magnetische Bakterien“, „Bewegungssymbiose“ u. a.
  • Die Planktonprobe des Baggersee-Treffs aus der Vorwoche zeigt immer noch lebende Copepoden und – was sehr ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit ist – weiterhin viele lebende Volvox mit Tochterkugeln.
  • 30 Teilnehmer.


5. Dezember 2021

  • Der Mohl’sche Tisch„, ein Vortrag von Martin Bemmann mit vielen historischen Informationen über die Erfindung und die Weiterentwicklung.
  • Über den Dezember-Baggersee-Treff zur Untersuchung des Planktons wurde im Weihnachts-Mikroskopierabend am Vorabend berichtet (siehe dort).
  • Röhrenbildende Diatomeen (Navicula vulgaris) aus dem Neckar in Zeitrafferaufnahmen von Thomas Harbich, beeindruckend. Die Röhren sind dehnbar, die Diatomeen kommen bei Gegenverkehr ziemlich mühelos aneinander vorbei. Kreuzungsstellen bringen etwas Unordnung in den Verkehr.
  • Die sternförmigen Diatomeen passen in die Weihnachtszeit (Thomas Harbich).
  • Weitere Bilder vom Warsteiner Eisenkiesel von Willi Latz sind im Beitrag des Mikroskopierabends vom Vorabend enthalten.
  • Holzbock (Toxodes ricinus), Kopf mit Cheliceren, Präparat von Alfons.
  • 19 Teilnehmer.


28. November 2021

  • Über die Wunderwerke der Konstruktionskunst der petrographischen Mikroskope und Apparate der Firma Fuess berichtete Dr. Olaf Medenbach und gewährt uns einen kleinen Einblick in seine Sammlung.
  • Eine kleine Überraschung ist der (Wieder-) Fund eines Belthle-Mikroskops, das der Bonner Zoologe Max Schultze im Jahr 1866 erworben hatte.

(Heute ohne Bildergalerie)


21. November 2021

  • Mit der Drachenkurve kann man die Größenfolge in kettenförmigen Diatomeen-Kolonien grafisch darstellen, wie Thomas Harbich im dritten Teil des Vortrags zeigte. Die Überprüfung der Gesetzmäßigkeiten ist in der Praxis meist problematisch, hauptsächlich, weil die Größenunterschiede sehr gering sind. Teil 1, 2 und 3 im Beitrag → Größen von Diatomeen einer Spezies .
  • Alfons Renz bietet ein schönes historisches Leitz-Mikroskop an, das durch seine ungewöhnliche rötliche Lackierung auffällt. Als Lack diente wohl „Drachenblut“, ein Harz des Drachenbaumes, oft Bestandteil von Messinglack mit Zusätzen von Schellack und Curcuma.
  • Ein UMO ist mit hoher Sicherheit ein Teil eines Landvermessungsgerätes. Der Spiegel ist durch ein Gewicht pendelnd gelagert und wird so in seiner senkrechten Lage ausgerichtet.
  • Die Frage, ob durch die Dicke von Objektträgern Farb- oder Abbildungsfehler auftreten, löste doch größere Diskussionen aus. Eher nicht, da der Strahlengang der einzelnen Farben nach dem Objektträgerglas wieder parallel ist und so bei einem breiten Lichtstrahlbündel wieder gemischt wird.
  • 30 Teilnehmer.


14. November 2021

  • Im zweiten Vortrag von Thomas Harbich zum Thema Diatomeen ging es um die Größenfolge in kettenförmigen Kolonien.
    Teil 1 und 2 im Beitrag → Größen von Diatomeen einer Spezies  (Teil 3 folgt).
  • In der Uni Tübingen ist bei einem Treffen von Museumsleuten ein Kästchen aufgetaucht, das eine Überraschung beinhaltete: Ein Belthle-Mikroskop, das einem Dr. Karl Rau gehörte. Alfons Renz konnte viel Historisches zu Belthle erzählen, der u. a. in Tübingen wirkte.
  • 28 Teilnehmer.


7. November 2021

  • Regine und Ulrich Szewzyk weisen freundlicherweise auf eine Exkursion in den Nationalpark Unteres Odertal in der Uckermark hin, die von der TU Berlin, FG Umweltmikrobiologie initiiert wird:
    –  26.05. bis 29.05.2022 (Anreise 25.05., Abreise 29. oder 30.05.)
    –  Aufenthalt und Übernachtung in der Wildnisschule Teerofenbrücke am Eingang zum Nationalpark.
    –  Kontakt kann über die TMG hergestellt werden.
    Die Besonderheiten im Nationalpark sind (neben der Mikrofauna und -flora)
    –  Fauna: Seeadler, Kraniche, Wachtelkönig, Schwarzstorch, Biber u. v. m.
    –  Wasserpflanzen (Schwimmfarn, Krebsschere, Froschbiss …
    –  Sumpfpflanzen: Zweizahn, Wolfstrapp, Sumpfgreiskraut, Schwanenblume u. v. m.
    –  Ausgeprägter Eisenkreislauf.
  • Wegen der beiden überlappenden Schalenhälften ergeben sich bei der ungeschlechtlichen Vermehrung der Diatomeen unterschiedlich große Nachkommen. Thomas Harbich erläuterte die Zusammenhänge in seinem Vortrag „Größen von Diatomeen einer Spezies„. Der ganze Vortrag im Beitrag → Größen von Diatomeen einer Spezies  (Der Vortrag wird fortgesetzt)
  • Im kleinen Vortrag „Chinarinde, Legenden um das erste Malariamittel“ nahm Horst Fries die Teilnehmer am Stammtisch mit ins frühe Südamerika, wo die Chinarinde erstmals als Malariamittel eingesetzt wurde. Viele netten Geschichten rundherum sind wenig belegt und eher unwahrscheinlich. Das Wort „China“rinde stammt ab vom indianischen Wort „kina“ für Rinde. Der Gräfin Ana de Chinchón zu Ehren, Gattin des Vizekönigs von Peru (Amtszeit 1628-1639), benannte Carl von Linné den Chinarindenbaum mit „Cinchona“, wobei der das „h“ vergessen hatte.
  • Rudolf Lukes hatte noch ein paar Fragen zum Thema Malaria, das schon beim vorigen Stammtisch auf der Agenda stand (siehe Bildergalerie). Die bisherigen Beiträge zur Malaria: →Wie bekommt die Mücke Malaria? und →Apicomplexa, Gestaltwandler am Beispiel der Malaria
  • Das UMO, für das keiner der TMS-Teilnehmer eine Erklärung hatte, bleibt somit ein UMO.
  • 31 Teilnehmer

Die bisherigen Tübinger Mikroskopischen Stammtische (TMS):