Tübinger Mikroskopischer Stammtisch (September bis Oktober 2020)

Beim wöchentlichen „Mikroskopier-Stammtisch“ sitzen wir virtuell per Internet-Meeting (ZOOM-Konferenz) zusammen, immer Sonntags ab 10 Uhr. Die Zugangsmodalitäten werden rechtzeitig per E-Mail an die Mitglieder verschickt. Gäste sind willkommen →Kontakt

Stechapparate von Stallfliege und Tsetsefliege, Malaria, Steinlach, Paraffineinbettung, Wimpertierchen, Anopheleslarve, Salinenkrebschen, Bonebed, Trias-Jura-Übergang, Culpeper-Type-Mikroskope, Baggersee, Panzerwelse, Parasitierende Milbenlarven, Würmer in Heuschrecken, Low-Budget-Mikrofotografie, Smartphone-Adaptionen, im Rhein, PEG-Einbettung.

Details und Bilder …

25. Oktober 2020

  • Hochinteressant, wie ausgeklügelt die Stechapparate der Stechfliegen sind. Alfons Renz konnte diese eindrucksvoll am Beispiel der Stallfliege Stomoxys („Wadenstecher“) und der Tsetsefliege Glossina darstellen. Siehe Beitrag →hier
  • Rudolf Lukes (MVM München) berichtete über Malaria. Wenn man normalerweise davon spricht, dass die Malariamücke den Menschen infiziert, so kann man genauso gut das Umgekehrte postulieren: Mücken infizieren sich an Menschen bei der Blutmahlzeit. Siehe Beitrag →hier
  • Manfred war wieder in der Natur unterwegs. Flusskrebs und Groppe (= Mühlkoppe = Cottus gobio) in der Steinlach zeugen von reinem Wasser. Knollenmergel in der Natur und – im Aquarium. Der Herbst liefert immer schöne Fotos.

18. Oktober 2020

  • Sven Kötter mit seinem kürzlich in Hamburg gehaltenen Vortrag (zusammen mit Bob Lammert) „Paraffineinbettung von botanischen Objekten und Mikrotomschnitte“. Ein paar tolle Bilder der Ergebnisse hier, ein separater Beitrag mit allen Infos → hier
  • Wimperntierchen aus einem Teich: Welche Art könnte es sein? Im gezeigten Filmchen fällt das bewegliche rüsselartige Ende auf. Methoden, um die Bewegung zu verlangsamen: Kälte, Tapetenkleister, Methylhydroxypropylcellulose (nicht nur der Name ist beachtlich, sondern auch die Wirkung: Keine schädlichen Folgen auf die Ciliaten, selbst nach Stunden nicht, gibt’s in der Apotheke).
  • Der Wadenstecher (Stomoxys) hat Wolfgang hoffentlich nicht allzu sehr gepiesackt, bevor er ihn „erledigte“. Interessanter, kräftiger Stechapparat.
    Gerd: Die Verdickung an der Rüsselspitze hat eine Art „Sägeblattstruktur“. Vermutlich oszilliert die Spitze und „fräst“ sich in die Haut.
    Alfons: So ist es: Hochfrequente Schwingungen der Labellen! Mehr dazu nächstes mal.
    Gerd: Stubenfliegen sitzen irgendwie schräg an der Wand, der Wadenstecher genau senkrecht!
  • Zerlegte Anopheleslarve von Alfons: Kopfpartie und Palmhaare, die das Haften der Larve unter der Wasseroberfläche bewirken.

11. Oktober 2020

  • Das Salinenkrebschen Artemia salina bzw. franciscana: Aus den Dauereiern (Zysten) des Salinenkrebschens lassen sich leicht und schnell Nauplien gewinnen, die die Aquarianer als Aufzuchtfutter für Jungfischen schon seit den 50er Jahren verwenden. Dauereier und ausgewachsene lebende wie tiefgefrorene Krebschen gibt es in jeder guten Zoohandlung. Riesige Zuchtanlagen gibt es z. B. in der San-Francisco-Bay. (Horst Fries). Alle bisherigen Beiträge zu Artemia sind hier zusammengefasst → Artemia, das Salinenkrebschen
  • Die Anopheles-Larven bei Alfons Renz zuhause haben sich inzwischen zum Teil verpuppt. Bereits seit Jahren abgelaufenes Jungfischfutter mögen sie anscheinend. Siehe auch den Beitrag der Vorwoche.
  • Der Steinbruch Nagel bei Pfrondorf ist nicht mehr zugänglich. Das dortige Bonebed hatte die TMG aber 2006 besucht → Exkursion zum Rhät-Steinbruch (Bonebed) 2006
    Mehr Bilder und Infos gab’s heute von Alfons Renz.
  • Manfred zeigte uns eindrucksvolle Bilder und sogar Unterwasseraufnahmen vom Trias-Jura-Übergang bei Dußlingen, der dort kleine Wasserfälle bildet. Der rote Knollenmergel steht in besonderem Kontrast zum Schwarzen Jura.
  • Mit 18 Teilnehmern ein Rekordbesuch heute.

4. Oktober 2020

  • Aus seiner Sammlung stellte Horst Kuhn seine historischen Culpeper-Types Mikroskope vor, mit entsprechenden Hintergrundinformationen. Viel mehr auf seiner Homepage → www.kuhn-scientificinstruments.de
  • Gestern wurde – wie immer am ersten Samstag des Monats – das Baggersee-Plankton untersucht, trotz Nieselregen. Wassertemperatur ca. 10 °C.
    Wie erwartet war die Blaualgenblüte verschwunden. Wie schon seit Wochen sind keine Wasserflöhe mehr zu finden, ziemlich ungewöhnlich für solch ein Gewässer. Die Jungfische werden Hunger leiden. Die Aufnahmen wurden mit einem Handy mit Mikroskopadapter gemacht. (Alfons Renz)
  • Die nun knapp zwei Wochen alten Panzerwelse live vor der Kamera. (Horst Fries)
  • Alfons Renz hat Anopheles-Larven bei sich zuhause eingebürgert. Live vorgeführt, wie sie den Kopf blitzartig drehen können, um entweder unten im Wasser oder von der Oberfläche nach Nahrung grapschen zu können. Die Puppen überwintern normalerweise, aber im warmen Heim sollte er besser den Deckel auf dem Glas lassen! (Alfons Renz)
  • Manfred hat Bilder vom Bonebed im Olgahain mitgebracht. Hauptsächlich besteht das Bonebed aus einer sehr dünnen Schicht aus Fischresten wie Schuppen, Knochen, Zähne.
    Rote Steine zeugen von einer Erhitzung, die u. U. auch von Feuerstellen früher Besiedler stammen könnten und eine Datierung erlauben. In manchem Gestein sind zahlreiche Bohrgänge zu sehen.
  • Schnecken sind tolle Lebewesen! → www.heimbiotop.de

27. September 2020

  • Frisch geschlüpfte Panzerwelse und verpilzte Eier (Horst Fries).
  • Parasitierende Milben-Larven an Anopheles und Simulium. Zum Staunen war der Vortrag von Alfons Renz mit beeindruckenden Informationen und Bildern. Und noch ist das meiste nicht erforscht!
    Nebenbei erfahren: Mückenbekämpfung in den Rhein-Auen und zeitweise bei uns auf den Härten.
  • Parasitierende Würmer in Heuschrecken lassen diese ins Wasser stürzen. Und weitere unglaubliche Geschichten über die Benutzung von biologischen „Taxis“ zur Ausbreitung von weniger mobilen Lebewesen.
  • Die ausgetrocknete Elsach bei Urach. Wie überleben die Wassertiere?
  • 15 Teilnehmer (auf etwa diese Teilnehmerzahl hat sich unser Meeting eingependelt).

Frischgeschlüpfter Panzerwels Corydoras venezuelanus und verpilzte Eier:

Milbenbefall an Anopheles, Simulium und Dixa. Wurmparasit in Heuschrecke:

20. September 2020

13. September 2020

  • Die Steinlach bietet beim derzeitigen Niedrigstwasserstand Interessantes! Darüber und über den Jura-Durchbruch der Steinlach hat Manfred Erb berichtet.
  • Joachim Hoeland stellte die sehr überzeugende PEG-Einbettung für histologische botanische Schnitte in einem Powerpoint-Vortrag vor.
  • Alfons Renz berichtete über den Antoni-van-Leevenhoek-Tag in Tübingen, der ja von der TMG initiiert wurde, siehe separater Beitrag → Antoni-van-Leeuwenhoek-Tag am Tübinger Anlagensee, Samstag 5. Sept. 2020
  • In der Steinlach, mitten in Tübingen, tummeln sich derzeit im klaren, flachen Wasser Schwärme von Jungfischen. Diese verteilen sich gleichmäßig in der Fläche, Abstand ca. 5 cm zum nächsten Fisch (siehe Bild ganz unten). Nähert sich aber eine größerer (Raub)-Fisch, so bildet sich ‚automatische‘ eine jungfischfreie Zone um den gemächlich schwimmenden Raubfisch. Die jungen Fische nehmen die Gefahr wahr und halten ca. 20 cm Abstand, je nach Größe des Raubfisches: Ein interessantes Spektakel!
  • Zum Schluss stellte Alfons Renz noch den ‚Schwäbischen Kamera-Adapter‘ vor („koscht nix und isch saugut!“).

Bestellliste für den ‚Schwäbischen Kamera-Adapter‘:

Canon-Objektiv-Deckel HINTEN (für Staubschutz) ca. 5 Euro

https://www.ebay.com/itm/124249435275

Adapterring M42-Objektivgewinde an Canon EOS: ca. 3 – 6 Euro pro Stück (die Einfachsten sind gut genug. Kontaktübertragung braucht man nicht!)

https://www.ebay.com/itm/M42-Chips-Lens-Adapter-Ring-For-AF-Confirm-to-Canon-Camera-EF-EOS-U1F9/293670949016?_trkparms=aid%3D1110009%26algo%3DSPLICE.COMPLISTINGS%26ao%3D1%26asc%3D225086%26meid%3Dee9aab9b754b4b6cb9d5011ba85ee13a%26pid%3D100008%26rk%3D4%26rkt%3D10%26sd%3D371652370465%26itm%3D293670949016%26pmt%3D1%26noa%3D0%26pg%3D2047675%26algv%3Ddefault%26brand%3DUnbranded&_trksid=p2047675.c100008.m2219

Objektiv-Deckel aus Metall für Objektive mit 49 mm Filteranschluss (ca. 5-10 E)

https://www.ebay.com/itm/Any-2-pcs-Metal-Screw-in-Lens-Filter-Front-Cap-49mm-52mm-55mm-58mm-62mm-Silver/172808250893?hash=item283c2ca60d:g:0sEAAOSwxu5ZDv7T

In diese Deckel ein Loch passender Größe bohren und mit den Okilar in geeigneter Weise verbinden

Jungfische in der Steinlach mitten in Tübingen:

Die bisherigen Tübinger Mikroskopischen Stammtische (TMS):