Kriebelmücken

Simuliiden können sehr lästig werden: Stiche sind schmerzhaft, entzünden sich leicht und können (in unseren Gefilden aber kaum) Krankheiten übertragen. Beim Tübinger Mikroskopischen Stammtisch sind sie dagegen Anlass für interessante Beiträge: Verhalten, Brutplätze, Larven und Puppen, Krankheitsüberträger. Ein Highlight: Der Vortrag von Jürgen Harst über die Augen der Kriebelmücken.

TMS – 05. Februar 2023

Dass man Chromosomen im Lichtmikroskop sehen kann, demonstriert Alfons Renz anhand der polythänen „Riesen“-Chromosomen von Dipteren am Beispiel solcher aus den Speicheldrüsen der Kriebelmücken. Ein Quetschpräparat von 1986 zeigt immer noch deutlich die Chromosomenbündel mit den Bänderungen (hell und verdickt = aktiv, dunkel = inaktiv , vermutlich), wenn auch etwas in der Färbung verblasst. Sogar eine Inversion kann man gut erkennen, bei der die homologe Stränge nicht mehr zusammenpassen und somit „verzweigen“. Die Praxis heute beim TMS: Die Speicheldrüse einer Kriebelmückenlarve wurde (live) herausseziert. Zellkerne der sehr großen Zellen der Speicheldrüse konnte man erkennen.
Dass Kriebelmückenlarven, die ja in turbulentem Wasser leben, in Sekundenbruchteilen eine Sicherungsleine erzeugen und verankern können (Unter-Wasser-Sekundenkleber!) hat uns die Larve schnell noch demonstriert, indem sie die Präpariernadel „angeseilt“ hat, siehe Bild.

TMS – 29. Januar 2023

Microscopic identification of black flies (Kriebelmücken) of Ethiopia. Ein Vortrag von Abebual Yilak, Uni Tübingen. Kriebelmücken sind Krankheitsüberträger in den Tropen, z. B. der Flussblindheit Onchocerciasis. Vielen Dank für den Vortrag!

TMS – 24. Juli 2022

Ein Bericht von Alfons Renz über die gestrige vektor-biologische Schönbuch-Exkursion mit seinen Studenten. Kriebelmücken sind und bleiben ihrem jahrzehntelangen (jahrhundertelangen?) Brutstandort am Mühlbach treu. Wie finden sie diese relativ kleine Stelle immer wieder? Auffallend bei den Larven ist, dass sie gegenseitig immer etwas Abstand halten.

TMS – 2. Oktober 2021

Hervorragende Bilder von Schnitten durch das Komplexauge einer Kriebelmücke Simulium ornatum mit den zugehörigen Informationen von Jürgen Harst. Dieser Beitrag ist das i-Tüpfelchen auf mehreren kleinen Beiträgen unserer TMS-Teilnehmer über die Kriebelmücke.

Die Männchen haben gegenüber den Weibchen ein zusätzliches, nach oben gerichtetes Dorsal-Auge, das ihnen ermöglicht, die über sie hinwegfliegenden Weibchen zu sehen und blitzschnell zu ihnen nach oben zu schießen. Wenn’s doch kein Weibchen war, geht’s wieder runter. Mit kleinen Steinchen, die Alfons Renz mal über einen Männchen-Schwarm warf, konnte er sie sogar täuschen.

Die Bilder über das Komplexauge müssen für sich sprechen, der Webmaster kann die Fülle der Informationen hier nicht wiedergeben.

Alfons Renz lieferte noch Bilder von Kriebelmücken in Bernstein, detailgetreu erhalten.

In Afrika übertragen die Simuliiden die Flussblindheit Onchocerciasis → www.riverblindness.eu

Im Labor sind Simuliiden (als einzige Fliegen) nicht dauerhaft nachzuzüchten, da Bedingungen für die Begattung im Flug bisher nur vereinzelt nachzubilden waren.

TMS – 26. September 2021

Einem üblen Insektenstich, den ein Kind bei einem Spielplatz eingehandelt hat, ging Alfons Renz nach. Der Verdacht fiel auf Kriebelmücken (Simulium ornatum). Direkt am Ort konnten keine nachgewiesen werden, im Bach daneben konnten schließlich Larven und Puppen gefunden werden. Die Puppen haben Spirakulumkiemen, die wie Tentakel aussehen. Alfons hat Puppen mitgenommen, sie sind über Nacht geschlüpft. Die Männchen haben zusätzliche große, obenliegende Dorsalaugen, mit denen sie die Weibchen im Flug orten können.

TMS – 12. September 2021

Unterwasseraufnahmen von Kriebelmücken-Larven und -Puppen (Simulium) im Hochrhein auf Steinen und Wasserpflanzen. Die Fließgeschwindigkeit beträgt dort ungefähr 1 m/sec (Horst Fries).
Alfons Renz hat aus der Umgebung von Tübingen ebenfalls welche besorgt und hält sie im Glas bei guter Durchlüftung. Die „Tentakel“ der Puppen dienen zur Sauerstoffaufnahme.

TMS – 20. September 2020

Ein Stein im Rhein bei Stein am Rhein (drauf, drunter und daneben): Simulium-Larven, Schnecken, Flussflohkrebse, Fische und Mikroskopisches (Fries)