Wie Stechfliegen zu ihren Mahlzeiten kommen

Hochinteressant, wie ausgeklügelt die Stechapparate der Stechfliegen sind. Alfons Renz konnte dies den Teilnehmern des Tübinger Mikroskopie-Stammtisches eindrucksvoll darstellen, am Beispiel der Stallfliege Stomoxys („Wadenstecher“) und der Tsetsefliege Glossina.

An der Stechrüsselspitze sind die Labellen des Labiums mit feinen Zähnchen besetzt. Sie reißen die Haut durch seitliche Bewegungen auf, die in rascher Folge wiederholt werden. Dabei ist die Frequenz höher als die Reaktionszeit der Nerven und somit der Muskeln. Das ist nur durch rückgekoppelte Muskelkontraktion mit Energiezwischenspeicherung möglich. Die Blutaufnahme muss schnell und effektiv erfolgen. Anatomisch ist ein solcher Stechapparat gut aufgezeichnet worden, die genaue Morphologie aber lange ziemlich unklar geblieben („Anatomy is what we see, and Morphology is what we think about!“).

Das Größenverhältnis eines Stechrüssels mit dem der Haut zeigte uns Alfons auf genial einfache Weise: Zwei Objektträger übereinandergelegt, einer mit Stechrüssel, der andere mit einem Schnitt durch eine Kopfhaut. Mit den kleinen Kapillargefäßen nahe der Hautoberfläche kann der Blutsauger nichts anfangen, da kann die Mahlzeit nicht schnell genug gesaugt werden. Größere, tiefer liegende Blutgefäße müssen daher blitzartig aufgespürt und dann angefahren werden.

Tsetsefliegen-Paare treffen sich übrigens immer bei ihrem Besuch in der Wirtschaft und paaren sich dort auch. Der Nachwuchs reift im Körper der Mutter zu einer tönnchenförmigen Made (?) und wird dort zwei Wochen versorgt. Beim Verlassen des Körpers bohrt sie sich schraubenförmig in die Erde, wo sie keine Nahrung mehr aufnimmt.

Tsetsefliegen sind Überträgerinnen der Schlafkrankheit beim Menschen und der Nagana-Krankheit bei Haustieren.