Tübinger Mikroskopischer Stammtisch (Juli bis September 2022)

Zwiebelschale POL, Naturkundemuseum Karlsruhe, Heuneburg und Wächter-Hornissen, Spindler- und Hartnack-Mikroskope, AvL-Tag, hohe Wasserstände unterm Mikroskop, Gesteinsschliffe, Kristalle, MS-Wissenschaft, Glockentierchen, Glasbruchkanten, Diatomeen, Gefahren von  Plastik, Tag der Mücke, Juglon, Quantenmechanik, Nacht der Sterne, 3D-Kreuzblick, Sand, Foraminiferen, fossile Nautilus, UMOs, Teichschlange, Baggersee, grüner Bodensee, Polariskope, Schönbuch-Exkursion, Plankton-Aktionstag, Acanthocephalus-Larven …

18. September 2022

  • Zwiebelschale in polarisiertem Licht (Foto Alfons Renz).
  • Das Naturkundemuseum Karlsruhe ist ein Besuch wert. Aquarien und Terrarien, die von der Einrichtung und dem Zustand keinen Vergleich zu allen anderen Ausstellungen ihrer Art zu scheuen brauchen! Ein paar Eindrücke von Horst Fries.
  • Christoph Hebestreit besuchte das Freilichtmuseum Heuneburg und seine Umgebung. Nicht nur diese, sondern auch das Hornissennest in einem der rekonstruierten Häuschen war sehenswert. Christoph hat wieder mal fein beobachtet: Eine oder zwei Wächter-Hornissen kontrollierten den Eingang zum Nest, indem sie sich bei jeder anfliegenden Hornisse aufrichteten. Man könnte es als eine Begrüßungszermonie halten, sie überprüfen aber durch kurzen Antennenkontakt die Identität heimkehrender Sammlerinnen.
  • Ein Mikroskop aus der Werkstatt von Paul Spindler, Stuttgarter Hofoptiker gibt Alfons Renz den Anlass, die Historie von Paul Spindler und seiner Erzeugnisse nachzuzeichnen – soweit rekonstruierbar.
  • 22 Teilnehmer.

11. September 2022

  • Rückblick auf den Antoni-van-Leewenhoek-Tag am 7. September. Die TMG hat dem Plankton-Pionier (* 24. Oktober 1632 in Delft, † 26. August 1723) am Baggersee gehuldigt → Antoni-van-Leewenhoek-Tag am Baggersee K’furt (7. Sept. 2022)
  • Das historische Mikroskop, das beim Antoni-van-Leewenhoek-Tag als Schaustück aufgebaut war, wurde bei ZOOM-Teilnehmern als Hartnack-Mikroskop erkannt. Hartnack oder Leiz? Alfons geht dem auf den Grund.
  • Tief ins Glas schauen“ wollte Rudolf Lukes mit dem Mikroskop und hat dafür eine einfache Lösung: Deckglas-Schächtelchen randvoll gefüllt und einen Objektträger drüberlegen. Das geht, ohne Luftblasen zu bekommen. Das Ganze auf den Kondensor platziert, um die Höhe auszugleichen. Im Mikroforum ist das beschrieben → https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44753.0
    Peter Voigt zeigt eine Lösung für größere Gefäße mit gekipptem Mikroskop.
  • Willi Latz mit Bildern von „dicken Gesteinsdünnschliffen“ und Kristallen.
  • 23 Teilnehmer.

4. September 2022

  • Eindrücke von Horst Kuhn vom Ausstellungsschiff MS-Wissenschaft, das gerade in Heilbronn angelegt hatte. Er hat dort Exponate beigesteuert.

28. August 2022

  • Mehrere Glockentierchen sitzen auf einem Substratteilchen und bringen es und sich zum Rotieren. Das kann mal links und rechts rum gehen. Wie koordinieren sie das? Beobachtet von Igor Reicher.
  • Bruchkanten von Glas ergeben schöne Form- und Farbenspiele. Bilder von Willi Latz.
  • Diatomeen vom Urlaub aus Holland (Zeeland). Anne Gleich machte reiche – aber übelriechende – Beute. Erste Aufnahmen machen uns trotzdem schon den Mund wässrig auf den nächsten Stammtisch. Das hübsche „gefiederte“ Planktontierchen ergibt bei der Google-Bildsuche nur Insektenbilder (KI ist noch lange nicht so weit!). Selten sind bei der runden Coscinodiscus die Plasmafäden so deutlich zu sehen, frisch gefangen eben.
  • Welche Regeln gibt es zur Vergabe von wissenschaftlichen Namen? Welche Wörter (in welcher Sprache) dürfen verwendet werden? Gibt es Regeln zur Aussprache? Welche Zeichen dürfen verwendet werden? Wer hat interessante/lustige/ungewöhnliche wissenschaftliche Namen. Horst Fries hat als Einstieg zwei Beispiele: Der Artname von dem Fischchen Pyrrhulina zigzag ist sehr treffend. Tahuantinsuyoa chipi ist ein Zungenbrecher. Mit „Tahuantinsuyo“ bezeichneten die Inkas ihr Reich, das etwa dem Verbreitungsgebiet dieses Buntbarsches entspricht. Die Sprache der Inkas ist heute immer noch lebendig als Ketchua in den Andenstaaten (neben Spanisch sogar Amtssprache in Peru).
  • Eine andere Sichtweise über die Gefahren von Plastik hat uns Rudolf Lukes näher gebracht: Das Problem ist nicht das Plastik selbst, sondern die Chemie im Plastik! Er vermittelte uns das mit einem Schnelldurchgang seines Vortrags, den er zusammen mit Susanne Bourier bei der Mikrobiologischen Vereinigung München gehalten hat. Unten ist der gesamte Vortrag als PDF herunterladbar. Ein kleiner Auszug mit vier Folien gibt es in der Bildergalerie.
    Lt. Rudolf Lukes geht unter anderem darum, „dass man die Wirkung von Mikroplastik und die Vermüllung der Meere überbetont, gegenüber der Chemikalienbelastung, die mit dem Plastik zusätzlich eingetragen wird. Die Gründe liegen darin, dass man die heimische Chemie-Industrie schützen will und noch keine geeigneten Ersatzstoffe gefunden hat. Einige Maßnahmen zum Energiesparen (energetische Sanierung) tragen massiv zur Umweltverschmutzung oder Spätfolgen bei. Wir exportieren Teile unseres Müll ins Ausland und verwenden Plastik, was ja ein wertvoller Rohstoff ist, für Einwegprodukte. Das Verbrennen von Öl und Gas zur Energieerzeugung und für den Kraftfahrzeugverkehr ist eine Verschwendung, da Kunststoff eine der großen Errungenschaften unserer Zivilisation ist und alle Bereiche unseres Leben auch zum Besseren durchdrungen hat.“

21. August 2022

  • Wenig bekannt, kommt aber für unseren Stammtisch gerade recht: Der internationale Tag der Mücke am gestrigen 20. August. Unsere Beiträge dazu hier → Tag der Mücke (Welt-Moskito-Tag)
  • Alfons hat ein paar grüne Walnüsse (bot.  Juglans regia) gesammelt und daraus durch Auspressen Juglon isoliert. Dies ist ein natürlicher brauner Farbstoff (5-Hydroxy-1,4-naphthochinon), dessen Kristalle im polarisierten Licht in allen Farben leuchten. Juglon ist übrigens chemisch verwandt mit dem Farbstoff in Henna.
  • 32 Teilnehmer

14. August 2022

  • Das „Experimentum crucis“ der Quantenmechanik: Das Doppelspalt-Experiment belegt, dass die Newton’sche Mechanik grundsätzlich falsch ist. Die Welt wird von der Quantenmechanik „beherrscht“. Horst Fries zeigt das Doppelspalt-Experiment mit ganz einfachen Mitteln live (mit Laserpointer) und erklärt, warum dieses Experiment die Newton’sche Mechanik widerlegt. Dieser Vortrag ist angelehnt an die 1. Vorlesung über die Quantenmechanik an der Uni Erlangen-Nürnberg von Frederic Schuller, hier auf YouTube → https://www.youtube.com/watch?v=wUk-gW8IfR0&list=PLPO5pgr_frzTeqa_thbltYjyw8F9ehw7v&index=1
  • Rückblick auf die „Nacht der Sterne“ des Deutsch-Französichen Kulturinstituts, bei der die TMS mit Vortrag und Mikroskopen mitmachte. Siehe → Nuits des étoiles – Nächte der Sterne (mit der TMG).

    Ergänzend zum dortigen Vortrag von Alfons, der u. a. von den Ähnlichkeiten zwischen Mikro- und Makrokosmos handelte, empfiehlt Gerd den Vortrag auf YouTube von Harald Lesch → https://www.youtube.com/watch?v=MXPsdsuJ_Xw
  • Rudolf Lukes findet eine 3D-Ansicht nach dem Kreuzblick-Verfahren von Heribert Cypionka genial. Warum wendet dieses einfache und augenschonende Verfahren offenbar niemand an? Wir sollten es mal ausprobieren. Eine Anleitung gibt’s auf Heribert Cypionkas PICOLAY-Seite → http://www.picolay.de/forum/kreuzblick_De.pdf .

    Thomas Harbich bringt noch eine weitere Variante zur 3D-Betrachtung ins Spiel: Eine Prismenbrille, bei der die beiden Teilbilder übereinander angeordnet sein müssen. Man erhält (im Gegensatz zur Analglyphenbrille) ein farbgetreues Ergebnis. Bei der Firma Perspektrum findet man einen KMQ 3D-Prismenbetrachter für 5,90 €: → https://www.perspektrum.de/search?q=kmq.

    Eine Übersicht über 3D-Verfahren hier → https://www.stereoskopie.org/de/stereoskopie/technik/wiedergabe.html#KMQ
  • Tipp von Horst Kuhn: Das Ausstellungsschiff „MS-Wissenschaft“ legt am 27.-30.08. in Heilbronn und am 01.-04.09. in Heidelberg an. Eintritt kostenlos jeweils von 10-17 Uhr. Horst Kuhn hat historische Exponate beigesteuert! Siehe den YouTube-Trailer unten und die Website → www.ms-wissenschaft.de. Sehenswert! Ein Besuch lohnt sich (vielleicht können wir Fahrgemeinschaften bilden?).
  • 23 Teilnehmer

7. August 2022

  • Keine Bilder und Infos.

30. Juli  2022

  • Für das Thema „Sand“ gibt es nun einen eigenen Sammelbeitrag → Beiträge wie Sand am Meer. Auch die heutigen Beiträge von Günther Dorn (Sande aus aller Welt), Alfons Renz (Edelsteinseife) und Martin Bemmann („Sandmikroskop“) sind dort enthalten.
  • Fotos von Dickschliffen fossiler Foraminiferen lieferte Willi Latz.
  • Eine bestens erhaltene, ca. 6 cm große fossile Nautilus hat Christoph Hebestreit am Rand der Schwäbischen Alb gefunden (im oberen Braunjura). Da die Kammern nicht ausgefüllt sind, ist der zentrale Siphonkanal gut zu erkennen, der die Kammern verbindet. Ein Bild in 3D-Alaglyphen-Darstellung. Die letzte Kammer, die Wohnkammer, fehlt dem Fossil.
  • Der Wurm, den Ingo Reicher in einem Tümpel gefunden hat, ist die „TeichschlangeStylaria lacustris, ein Oligochaet.
  • Eine Anfrage an die TMG: Was ist das für ein UMO? Spektrometer? Polarimeter? Der Hersteller ist Steeg & Reuter. Wir werden es noch herausbekommen!
  • 32 Teilnehmer

24. Juli  2022

  • Das Thema „Sand“ hatte Alfons so angekündigt: „Das derzeitige Wetter weckt Urlaubsgefühle und lässt von Strand und Meer träumen. Unter dem Mikroskop ist dies kein unerfüllbarer Wunsch. Für uns eine willkommene Gelegenheit, auch mal den Sand aus den eigenen Badesandalen heraus zu schütteln, unter das Mikroskop zu legen und frisch zu präsentieren. Ob Karibik oder Mittelmeer, das dürfen wir dann raten!“
  •  Die Beiträge von Sabine Kracht, Anne Gleich, Alfons Renz und Siegfried Schmidt nun im Sammelbeitrag hier → Beiträge wie Sand am Meer
  • In der aktuellen Presse konnte man lesen, dass der Bodensee momentan an vielen Stellen karibisch-grün aussieht.  Das Institut für Seenforschung in Langenargen (ISF) gibt an, dass es sich um planktische Kieselalgen handelt, die dem Wasser Kohlendioxid entziehen, wodurch sich im Wasser Kalkkristalle bilden. Diese, zusammen mit dem Grün der Algen, dem blauen Himmel und anderen Schwebstoffen verursachen, dass der See türkisgrün erstrahlt.
  • 32 Teilnehmer

17. Juli  2022

  • Das schöne Wetter nutzten wir am vergangenen Donnerstag zu einem spontanen Präsenztreffen am Ufer des Kirchentellinsfurter Baggersees in der neu eröffneten Open-Air-Gastronomie am Seeufer. Näheres hier → Spontanes Präsenztreffen der TMG am Kirchentellinsfurter Baggersee
  • Sand (1): Basalt vom Vesuv südlich von Neapel, gesammelt von Igor Reicher.
  • Sand (2): Anne Gleich mit Sand vom Miami Beach, aus Mallorca  und von Key West. Spontan live gezeigt mit „neuer“ Kamera am Stereomikroskop. Bestechend klare und farbgetreue Bilder mit der gebraucht erworbenen Olympus OM-D E-M5 Mark II. Etwas Bastelarbeit ist für die Adaption am Mikroskop notwendig. Die Software für das Arbeiten am Bildschirm ist sehr gut und einfach.
  • Diese Sand-Beiträge und weitere über Sand hier → Beiträge wie Sand am Meer
  • 23 Teilnehmer

10. Juli  2022

  • Der feine Unterschiede zwischen Polariskopen und Polarisationsmikroskopen und generell deren Funktionsweise kann uns Olaf Medenbach erläutern. Polariskope – insbesondere die nach Nörrenbach – sind das Thema seines Vortrags, hier in einem separaten Beitrag → Nörrenberg-Polariskope
  • Ein Bericht von Alfons Renz über die gestrige vektor-biologische Schönbuch-Exkursion mit seinen Studenten. Kriebelmücken sind und bleiben ihrem jahrzehntelangen (jahrhundertelangen?) Brutstandort am Mühlbach treu. Wie finden sie diese relativ kleine Stelle immer wieder? Auffallend bei den Larven ist, dass sie gegenseitig immer etwas Abstand halten. Das weiter oben am Goldersbach gefundene Farn/Moos ist wohl das Mondbechermoos Lunularia cruciata, ein Lebermoos. Christoph konnte das ‚Puppengehäuse‘ als ‚Kinderstube eines Blattrollers‘ identifizieren (Attelabidae, wurden früher zur Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae) gezählt)‘. Bei der gefundenen Schnecke handelt es sich um die Bernsteinschnecke, Succinea putris, die als Zwischenwirt für den Vogel-Parasiten Leucochloridium dient. Leider konnten die  noch keine befallenen Schnecken im Goldersbachtal gefunden werden! Die Parasiten stecken in den Fühlern der Schnecke und locken durch auffallende Bewegung Vögel an, die diese fressen und dann als Wirte für ihre Vermehrung dienen.
  • Rädertier mit zwei „Köpfen“? Igor Reicher hat ein Video eines ihm unbekanntes Tierchen aus einem Teich gezeigt. Wir können es auch nicht einordnen.
  • 31 Teilnehmer

3. Juli  2022

  • Rückblick mit vielen Bildern auf über 100 mal Tübinger Mikroskopischer Stammtisch. Die Anzahl der behandelten Themen war riesig. Verständlich, denn unter das Mikroskop kann man ja nahezu alles legen, außer die Himmelskörper. Aber wir haben ja auch einen Astronomen an Bord, der auch davon schon manche tollen Aufnahmen beigesteuert hat.
    Vielen Dank an an den Initiator und „Moderator“ Alfons Renz und an alle Teilnehmer des Stammtisches, die dafür sorgen, dass die aus der Not geborene ZOOM-Veranstaltung weiterhin lebendig bleibt.
  • Der erste Juli-Samstag wird von der TMG immer als „Plankton-Aktionstag“ deklariert, an dem neben den TMG-„Tümplern“ auch Biologie-Studenten der Uni Tübingen teilnehmen.
    Neuerdings ist direkt an unserem Fangplatz eine Open-Air-Gastronomie aufgebaut, deren Biertisch-Garnituren und Gastronomie-Angebote wir natürlich gerne mitbenutzen (dürfen). Das Tümpeln wird komfortabel!
    Der See steht an der Kippe zur Algenblüte aus Aphanozonemon flosaquae und etwas Oscillatorien. Seit mehreren Jahren erstmals überhaupt keine Anopheles-Larven! Ebenso sehr wenige Wasserflöhe.
    Die vollständige Bildergalerie in diesem separaten Beitrag → Plankton-Aktionstag Juli 2022
  • Informationen zur Siedlungsgeschickte im Neckartal in der Gegend „unseres“ Baggersees gab Alfons Renz seinen Studenten, und beim TMS nun auch uns. Siehe die Bildergalerie dort→ Plankton-Aktionstag Juli 2022
  • Bachflohkrebse Gammarus haben häufig die orangeroten Acanthocephalus-Larven als Parasiten, die Fische als Zwischenwirte haben. Alfons Renz demonstriert anhand eines von ihm aufgenommenen Videos, wie man die im Verhältnis zum Wirt riesige Larve aus dem Flohkrebs herauspräpariert und wie sie aussieht. Anhand von Grafiken erfahren wir, wie der ausgeklügelte Mechanismus in der Uterusglocke ungefähr funktioniert, um ausgereifte Eier von Unausgereiften zu trennen und auszuscheiden.

Die bisherigen Tübinger Mikroskopischen Stammtische (TMS):