Tübinger Mikroskopischer Stammtisch (Oktober bis Dezember 2024)

Weihnachtliches, Nitzschia, Photonische Kristalle und bionische Lichtleiter, Mittelmeer-Plankton, Tümpelschönheiten, Quekett Club, Pflanzenepidermis-Abdrücke, Rotes Meer, Erythropsidinium, Nernst-Lampe, Foraminiferen, Brechungsindex, Aquarienausstellung Mössingen, Hygiene-Museum, Asbest, Bernstein, Mehltau, Mazerieren, Trüffel…

29. Dezember 2024

  • Gibt es noch mikroskopisch Weihnachtliches (oder weihnachtlich Mikroskopisches) nachzureichen? Ja:
    • Siegfried mit einem weihnachtlichen Diatomeen-Arrangement;
    • Anne mit herrlichen Holz-Präparaten;
    • Peter mit einer farbenfrohen Vorschau zum öffentlichen Event „Voyage Visuel“ am 26.1. (Daten siehe Bilder-Galerie);
    • Gerd mit einem strahlenförmigen Rätsel (mit invertierten Farben konnte es niemand lösen, mit Echtfarben eher: Oscillatoria-Klumpen hat sich nach einem Tag so ausgebreitet.
    • Diatomeen-Legepräparate.
  • Wer traute sich, zum Jahresabschluss sein schönstes Präparat zu zeigen?
    • Horst zeigte nicht seine schönsten, sondern seine zwei einzig übrig gebliebenen Präparate (alle anderen sind vergammelt). Immerhin 50 Jahre alt: Schraubenalge Spirogyra aus Peru mit auffallend kurzen Zellen und ganz engen Windungen, sowie Mücken-Eier und Larven (vermutlich von Zuckmücken).
    • Ein interessantes Hydrozoa-Präparat, erworben von Alfons.
  • Algen vom Roten Meer, gesammelt von Horst am Uferrand. Nicht sehr ergiebig: Wenige Ciliaten, ein Sonnentierchen, eine Nematode, aber viele Kieselalgen. Die einzige mit auffälliger Form war eine Nitzschia mit ganz lang ausgezogenen Spitzen, die sich ziemlich schnell bewegen konnte. Eine viel bessere Aufnahme davon hat Anne vorzuweisen gehabt, die diese Diatomee ebenfalls schon lange in einem Glas „kultiviert“.
  • Nicole mit einem Video von xxx.
  • 28 Teilnehmer

22. Dezember 2024 (4. Advent-Stammtisch)

Hier über die heutigen Vorträge aus urheberrechtlichen Gründen kein Bildmaterial. Also: Besser live dabei sein!

  • Zum 4. Advent passend, beschäftigten wir uns am vorweihnachtlichen Stammtisch mit einem ganz speziellen Phänomen des Lichts: Den Photonischen Kristallen, die uns Thomas Harbich aus der Sicht des Physikers mit allerlei Beispielen aus der Natur vorstellte.
  • Danach berichtete Johannes Gössling als Biologe und Diatomeenforscher über seine Arbeit an „Slab Photonic Crystals“ bei Kieselalgen. Vielen Dank für den Einblick in die aktuelle Forschung auf diesem Gebiet.
  • 34 Teilnehmer

15. Dezember 2024

  • Eine Planktonprobe vom Mittelmeer (Mallorca, Strandbereich) hat Oliver Hirning gezogen und vor Ort  einfache Aufnahmen mit der Handy-Kamera gemacht. Die unbekannten bzw. nur grob identifizierten Objekte sind im Beitrag → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (biologische) aufgeführt. Hier in der Galerie die bekannten Objekte. Anne und Oliver empfehlen als Literatur zum Meeresplankton  „Coastal Plankton“ von Otto Larink & Wilfried Westheide.
  • Zum aufkommenden Thema „Reise-Mikroskope“ konnten die Stammtisch-Teilnehmer verschiedene Geräte hervorholen. Das mit Abstand leichteste, billigste und problemlos durch den Zoll zu bringende „Gerät“ hat Chris Thomas präsentiert: Das Smarties-Mikroskop (siehe Bilder-Galerie). Man kann es nirgends kaufen.
  • 26 Teilnehmer!

8. Dezember 2024

  • Die Lebensformen in unseren Tümpeln haben ihre besonderen Reize. Sonst auf Diatomeen spezialisiert, hat uns Anne von ihrer kürzlichen Tümpeltour mit einige Bilder beschert. Trichocerca und riesige Brachionus-Rädertierchen kamen massenhaft vor. Farbe kommt mit dem Jamin-Lebedeff-Verfahren ins Spiel. → Tümpelschönheiten – in Szene gesetzt von Anne Gleich
  • Der Dezember-Termin am Baggersee fiel kurz aus: Unangenehm kalt war’s. Eine Planktonprobe zogen wir aber trotzdem.
  • Chris Thomas stellte uns den Quekett Microscopical Club vor (→ https://www.quekett.org/).
  • Danach erläuterte Chris Thomas eine einfach anzuwendende Methode für Pflanzenepidermis-Abdrücke mit UV-Harz. Diese Methode wurde 2022 von Gordon Brown und Robert Ratford entwickelt. Eine Anleitung als separater Beitrag hier → Pflanzenepidermis-Abdrücke mit UV-Harz
  • 46 Teilnehmer!

1. Dezember 2024

  • Das Rote Meer war wohl das erste Tauchziel für die Entdeckung der wunderbaren Korallenwelt, von Ernst Haeckel („Arabische Korallen“) über Hans Hass („Expedition ins Unbekannte“) und Jacques Coustaud („Welt ohne Sonne“) bis zu den heutigen Diving-Resorts an der Küste Ägyptens.

    Bunte Korallenfischbilder gibt es genug, daher wollte Horst Fries eher über anderes berichten, was ihm beim Schnorcheln im Roten Meer südlich von Marsa Alam aufgefallen ist: Die Korallen haben gegenüber einem Jahr zuvor stark gelitten, denn heftige Sandstürme im Sommer hatten wohl großen Mengen Sand ins Meer geweht. Auch die Seegraswiesen waren zum großen Teil verschwunden, damit auch die sonst zahlreichen Meeresschildkröten und Rochenarten. Warum die Brackwasserfische Monodactylus argenteus (Silberflossenblätter) hier an ganz eng begrenzten Stellen vorkommen, hat Horst herausgefunden – es strömt Süßwasser unterirdisch aus dem Wadi Gemal ins Meer.  Bisher hatte Horst über 100 Fischarten hier im Bereich des Shams Alam Resorts fotografisch dokumentiert, diesmal sind sechs neue hinzugekommen.

  • Bionische Lichtleiter in einer Corculum-Herzmuschel hatten uns am letzten Sonntag beschäftigt und die Frage nach ähnlichen Beispielen in der Natur aufgeworfen. Morgen werden weitere Herzmuscheln vorgestellt. Weitere Beispiele bionischer Kristalle: Diamantkäfer-Schüppchen, Schmetterlingsschuppen von Papilio, Opale.
  • In der modernen Glasfaser und Laser-Technik sind bionische Kristalle mit 2 oder 3-dimensionalen Mustern im Nano-Maßstab eine ganz aktuelle Sache. Aber offenbar hat die Natur derartige Strukturen schon lange erfunden und ev. sogar genutzt. Heute ging es lediglich um die Einführung ins Thema.

24 November 2024

  • Eigenartige Strukturen (Linsen oder Löcher?) in und auf den Gehäusen von Großforaminiferen (Baculogypsina spaerulata) hatten uns beim letzten Stammtisch angeregt, über die Funktion dieser Gebilde zu sinnieren: Dienen sie zur Lichtversorgung der im Inneren lebenden, symbiontischen Dinoflagellaten?
    Die Originalpublikation in Nature, und ganz speziell die ausführliche und dem Niveau der Zeitschrift angemessene Diskussion mit den Gutachtern, beinhalten ein breites Spektrum mikroskopischer Methoden, die auch von uns Laien überprüft werden können. Linsenförmige Kristallbündel aus Aragonit sollen nicht nur das ‚gute‘ langwellige Licht ins Innere lassen, sondern zugleich als Linsen fungieren und das Licht fokussieren. Siehe diese aktuellen Veröffentlichungen in der Presse hierzu:→
    Redaktionsnetzwerk Deutschland
    Bild der Wissenschaft
    → Techno-Science.net (Mördermuschel)
  • Nicht genug der Rätsel: Ein mariner Dinoflagellat besitzt ein im Vergleich zu seiner Größe riesiges ‚Auge‘, das als Vorlage eines apochromatischen Weitwinkelobjektivs dienen könnte: Wozu nur?
  • Die Erdbeer-Kreiselschnecke Clanculus pharaonius hat eine besonders schöne Musterung, die auch an kleine Linsen erinnert.
  • 27 Teilnehmer

17. November 2024

  • Martin Bemmann berichtete über die „Nernst-Lampe für die Mikroskopie“. Siehe auch → http://www.nernst.de
  • Gerhard Schulz hatte am letzten Sonntag über die Biologie der Groß-Foraminiferen sinniert, was Alfons Renz angeregt hat, drei Foraminiferen-Sande aus Japan, Indonesien und Taiwan unters Mikroskop zu legen und zu prüfen, ob dort auch Anzeichen von Kannibalismus / Räubertum oder Symbiose zu sehen sind.
  • Siegfried Schmidt über „Den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika unterm Mikroskop und was ihn bewog, nach Thüringen zu kommen“. Mikrofotografie. Als Dreingabe ein Bild eines Rädertiers, mit dem Jenaval Kontrast aufgenommen – in bestechender Qualität, wie wir es von Siegfried schon gewohnt sind.
  • Ein sehr schönes Gerät, nicht von jedermann sofort zu identifizieren, ein Vertikalkreis für Goniometer, gezeigt von Olaf Medenbach.
  • 28 Teilnehmer

10. November 2024

  • Die Präsentation der Mikroorganismen anlässlich der Aquarien- und Terrarienaustellung am letzten Sonntag war ein voller Erfolg.

RTF.1 (Reutlinger Tübinger Fernsehen) mit einem Filmbeitrag über die Aquarien- und Terrarienausstellung, der auch auf YouTube zu sehen ist:

3. November 2024

  • Als abschließenden Beitrag zum Thema Asbest erklärte uns Olaf Medenbach die Bestimmung des Brechungsindex sowohl mit Phasenkontrast als auch mit Dispersion Staining erklären.
  • Martin Bemmann berichtet über weitere Ergebnisse seiner Recherchen zum Hygiene-Musum in Dresden.
  • Live aus der Aquarien-Ausstellung in Mössingen zu berichten, wo wir den zahlreichen Besuchern das Leben im Wassertropfen präsentierten, war technisch zwar möglich gewesen, aber der Geräuschpegel in der Halle verhinderte dies. Beim nächsten Stammtisch Bilder davon.

27. Oktober 2024

  • Asbest – was ist das? Olaf Medenbach bringt es uns bei, wie erwartet mit didaktischer Raffinesse (Nudel- und Asbestsorten haben viel gemeinsam).
  • Ein Zeiss-Mikroskop bei kleinanzeigen.de und seine Verbindung mit dem Deutschen Hygiene-Museum in Dresden. „Mikroskop-Archäologie“ ist für Martin Bemmann und uns spannend. Tatsächlich ist anhand der Gerätenummer das für ihn kein Problem gewesen.
  • 24 Teilnehmer

20. Oktober 2024

13. Oktober 2024

  • Bernstein-Einschlüsse: Von Kriebelmücken und deren Verhaltensschema beim Geschlechterfinden hier → Kriebelmücken
    Der Einschluss eines Insekts von Michael Drosd.
    Weitere Einschlüsse und über Bernstein-Vorkommen und die Bernsteinarten beim nächsten Stammtisch.
  • 23 Teilnehmer

6. Oktober 2024

  • Tümpeln am Baggersee gestern: Schmutzig-grünes Wasser mit erwartungsgemäß hoher Ausbeute an Plankton. Vier Cyanophyceen-Arten, sehr viele Dinoflagellaten, Hüpferlinge, aber sehr wenige Daphnien, Diatomeen. Ein Myracidien-Schlüpftest aus Entenkot zeigte kurzfristig keine Myracidien. Alfons, zusammen mit zwei Studierenden, werden den Test weiter beobachten.
  • Geschichten über kleine Blümchen und Pilzchen von Michael Drozd: Über den Mehltau an Gartenpflanzen.
    Meliotus officinalis, der Steinklee:
    – Heilpflanze
    – Giftwirkung beim Vieh
    – Keine Probleme beim Menschen. Warum? Des Rätsels Lösung:
    . Verschimmelte Pflanzen nicht verwertbar
    – Beim Vieh ist man etwas laxer
    – Den Unterschied muss der „Schimmel“ machen!
    – Warum für Vieh giftig?
    – Warum frisst das Vieh überhaupt Melitotis?
    – Ist Meliotus ein Neophyt? Bei uns nein, in Amerika ja.
    – Ist Microphaera überhaupt ein Parasit? Zumindest scheint er manche Pflanzen überhaupt nicht zu beeinträchtigen.
    Springkraut Impatiens noli-tangere und parviflora
    – Einheimische Arten
    Der Neophyt Impatiens grandulifera
    – gilt als stark invasiv
    – aber Bienenfreundlich!
    – verdrängt Unterwuchs nicht, da er erst spät im Jahr erscheint
  • „To see or not to see“ – How to: Einblicke in das Innere der Gliedertiere. Mazerieren, Bleichen oder Klären – oder von jedem etwas? Oliver Hirning stellt uns ein Verfahren vor, das die folgenden Bedingungen möglichst erfüllt: Einfach und schnell, Chemikalien legal erhältlich, wenig gefährlich, gutes Ergebnis.
  • Christian kaufte auf dem Umbrisch-Provenzalischen Markt in Tübingen einen Trüffel, aus kulinarischen Gründen als auch aus mikroskopischen. Schnitt durch Teile vom Trüffel makroskopisch und abgekratzte Sporen mikroskopisch (auch als 3D-Anaglyphenbild!).
  • 23 Teilnehmer