Tübinger Mikroskopischer Stammtisch (TMS)
Beim wöchentlichen „Mikroskopier-Stammtisch“ sitzen wir virtuell per Internet-Meeting (ZOOM) zusammen, immer Sonntags ab 10 Uhr. Die Zugangsmodalitäten werden per E-Mail an die Mitglieder verschickt. Gäste sind willkommen, bitte →Kontakt aufnehmen.
Die Beiträge sind hier in chronologischer Reihenfolge zusammengefasst, die neuesten zuerst (oben). Beiträge von weiter zurückliegenden Stammtischen sind ganz unten aufgelistet.
28. September 2025
- Was Mikroskope erzählen können: Mikroskope der Atlanta Medica GmbH Berlin, über die Martin Bemmann ein Stück deutscher Geschichte hervor „zaubern“ konnte.
- Gerhard Schulz fand ein phoretische Milben im Bernstein und entdeckte Organismen in der Mikrobialithbank des Lias-Schiefers von Holzmaden.
- Chris Thomas wunderte sich über ein eigenartiges „Pfeffermikroskop„.
- Siegfried Schmidt mit seinen ersten Versuchen zum Erstellen von Mikrofotos.
- Die Anatomie des Wadenstechers hat Boris Jobling in exzellenten Zeichnungen in dem großformatigen Bildband des Britischen Museums publiziert: „Anatomical drawings of biting flies, Boris Jobling, British Museum, ISBN 0-565-01004-2“. Wer schon an ein Weihnachtsgeschenk für einen Insektenforscher denkt, sollte dieses Buch auf die Liste nehmen (allerdings vergriffen, gebraucht noch erhältlich)!
- 23 Teilnehmer
21. September 2025
- Rückblick auf den Mikroskopier-Workshop in Inzigkofen, der vom 15. bis 20. September stattfand. Siehe Beitrag → Mikroskopie-Workshop Inzigkofen 2025
- Planktonorganismen aus dem Schwarzwald, von Wolfgang Fritz.
- 33 Teilnehmer
14. September 2025
- Prof. Heribert Cypionka: „Von Füchsen, Menschen, Fliegen und der Kürbissuppe“ – eine „gewagte“ Geschichte, auch in 3D. Warum bleibt der Wadenstecher Stomoxys stundenlang an der Suppe sitzen und lässt sich vom Aufbau der Fotoapparatur nicht stören? Später wurde er in der Küche gesichtet und konnte dann genauer untersucht werden. Zwei Milben hatten die Fliege befallen. Oiver ist sich sicher, dass es sich dabei um Macrocheles muscaedomesticae handelt: Laut dem Artikel „Macrochelid Mite, Macrocheles muscaedomesticae (Acarina: Macrochelidae) as a Biological Control Agent Against House Fly, Musca domestica (Diptera: Muscidae) in Egypt“ in International Journal of Zoological Research 10(2):30-36 DOI:10.3923/ijzr.2014.30.36 können die adulten Milben auch an adulten Musciden saugen, nicht nur an Eiern und Larven.
- Beim letztem Treffen (und im Mikroskopie-Forum) ging es auch um die Kunst der mikrophotographischen Objekte, mit Beispielen von Dancer, Möller etc. Ein gängiges Maß dieser Kunst war die Angabe, wieviele Bibelseiten man auf ein Inch verkleinern kann („Bpi“). Bis heute hat sich diese Einheit in leicht modifizierter Form erhalten. Das erklärt auch, weshalb man oft das Vaterunser oder ähnliche Texte als Objekte der Mikroaufnahmen findet. Inzwischen habe auch ich ein Exemplar der ‚kleinsten Bibel der Welt‘ erhalten und kann dessen Auflösung mit der des Vaterunsers von Dancer und dem Abendblatt von Möller vergleichen. Eine besonders eindrucksvolle Anwendung findet die Kunst der Mikrophotographie bei den Arrangements von Diatomeen von Möller, bei denen jede Diatomee in einem Rahmen mit ihrem Namen montiert ist.
- Noch ein UMO-Mikroskop von Alfons, ein Umbau eines handelsüblichen Stativs für spezielle Messzwecke. Aber für was?
- ca. 23 Teilnehmer oder mehr
7. September 2025
- Baggersee-Tümpeln bei schönstem Wetter mit 12 Teilnehmern. Im Planktonnetz eine braungrüne Brühe mit massenhaft Ceratium, Cyanophyceen (Nostoc, Microcystis), auffallend wenig Zooplankton (praktisch keine Wasserflöhe, wenig Copepoden. In der im Marmeladenglas mitgenommenen Probe waren am nächsten Tag alle Ceratium tot (obwohl Dinoflagellaten eigentlich widerstandsfähig sind)!
- Über Prototaxites und andere Nematophyten referierte ausführlich Florian Dufey. Sein Vortrag ist unten als PDF herunterladbar.
- Anne Gleich besuchte in das kleine Micro-Art-Museum im Kulturzentrum von Szentendre bei Budapest, Ungarn.
- Interessante Strukturen im „Pietersit“ (eine Handelsbezeichnung). Asbestfasern dabei.
- 34 Teilnehmer
24. August 2025
- Eine Nachtrag von Florian Dufey zum Basalt vom Eisenrüttel: Augit und serpentinisierten Olivin hatten wir ja letztes Mal gesehen. Fehlt noch der Nephelin und Hauyn. Bilder in LPOL und XPOL. Hier sieht man zum einen den Nephelin (transparente, klare, hexagonale Kristalle mit niedrigem Brechungsindex und niedriger Doppelbrechung, sowie Nosean (oder Hauyin), erkenntlich an den vielen Einschlüssen (schwarzer Rand), niedrigem Brechungsindex und fehlender Doppelbrechung (kubisches System). Dazwischen opake Minerale wie Magnetit, die sich im Durchlicht nicht gut ansprechen lassen.
- Spinnfäden für Fadenkreuze in Mikroskopen und Teleskopen? Natürlich (im wahrsten Sinne des Wortes)! Ihre Vorteile: Festigkeit, runder Querschnitt, gleichmäßige Dicke, sogar leicht zu reinigen. Gerne wiederholte Olaf seinen Vortrag beim TMS 2021 für diejenigen, die damals nicht dabei waren → Im Fadenkreuz der Spinne
- Alfons stellte ein interessantes Messmikroskop mit einem Schraubmikrometer von/nach Fraunhofer vor. Mit Mohl’schem Tisch, Achat-Platte als Anschlag.
- 33 Teilnehmer
17. August 2025
- Anlegegoniometer: Anlässlich eines Neuzugangs referierte Olaf Medenbach über solche Geräte → Anlegegoniometer .
- Bernstein mit Einschlüssen hat Günther Dorn in Xylol gelöst und untersucht. Da wir ebenfalls nichts identifizieren konnten, sind die Bilder nun unter UMOs zu finden → UMOs – Unbekannte Mikroskopische Objekte (biologische)
- Steinschliffe von der Schwäbischen Alb, insbesondere Melitith interessierte (Alfons Renz).
- 27 Teilnehmer
10. August 2025
- Über Vermittlung durch Chris Thomas hat uns Katy Firth von der Britischen Quekett-Microscopical Society die Ted Kellock Sammlung petrologischer Schliffpräparate des Stromness-Museums auf der Orkney Insel ganz im Norden Großbritanniens vorgestellt.
Mit viel Engagement hat Katy diese schon fast vergessene Sammlung aufgearbeitet und in Kooperation mit Schulen und Museumsfreunden der Öffentlichkeit präsentiert: Ein vorbildliches Projekt, über das sie schon anlässlich des World Microscopy Day referiert hat.
Die (meisten) Vortragsfolien hier im separaten Beitrag → Schliffpräparate-Schatz im Stromness-Museum - Horst Fries stellt Bilder von Peter Erken über Tauchgänge in heimischen Gewässern vor – möglicherweise auch eine neue Art um Proben zu sammeln! Anlässlich der Beobachtung von Kolonien von Moostierchen (unser Fund im K’furter Baggersee in der letzten Woche!) stellt sich die Frage, ob man solche makroskopischen Objekte nicht direkt unter Wasser beobachten und fotografieren kann?
- Igor Reicher wurde inspiriert durch Ruud Herolds Beitrag zur Mikrochemie. Auch Igors Ergebnisse sind beeindruckend und einfach schön, siehe unter → Mikrochemie. Was man mit solch einem simplen (Entschuldigung: High-Tech-) Sublimations-„Ofen“ hinkriegt!
- 36 Teilnehmer
3. August 2025
- Am Baggersee bei heftigem Regenwetter, aber mit 9 Teilnehmern! Massenhaft Ceratium, seit langem wieder Weiherrüsselkrebschen Bosmina, lebhafte Strudelwürmer, wenig Cyanophyceen, Cyclops-Nauplien. An Steinquadern auf der Schattenseite angeheftet fanden wir Moostierchen. Auch wenn’s draußen ungemütlich war, anschließen im Café Lieb ging es trocken weiter.
- Was geht in Horsts Gartenteich vor: Dinoflagellaten häuten sich, sowie man sie unterm Mikroskop betrachtet. Unten die Zusammenstellung seiner Beobachtungen mit Hinweisen aus der Literatur zum Herunterladen. Weiterführende Literatur (unsere Teilnehmer waren sehr aktiv bei der Recherche, danke!):
→ Dinoflagellate Amphiesmal Dynamics
→ Dinoflagellaten – ein Dauerexperiment der Evolution
→ Dinoflagellate amphiesma at different stages of the life cycle
→ Stressor-induced ecdysis and thecate cyst formation
→ Effects of temperature, light and salinity on cyst production and morphology…
→ Towards an Ecological Understanding of Dinoflagellate Cyst Functions
- „Was die Dinos können, können wir auch!“, sagte die Blutregenalge, die sich zwischen den sich häutenden Dinoflagellaten befand.
- Über die z. T. schlimmen Auswirkungen von Kiebelmückenstichen.
- ~27 Teilnehmer
27. Juli 2025
- Ein vollständiges Blatt in einem ca. 2 cm großen, leider etwas trüben Bernstein von Horst.
Günther Dorn hat aufgrund kürzlicher Fragen einen Versuch gestartet, wie man aus einem Bernstein Inklusen herauslösen kann, in dem man den Bernstein entweder in Nitro-Verdünnung oder Xylol auflöst. Wir werden sehen… - Eine Beobachtung von Horst: Seine Probe vom Bewuchs auf der Teichfolie seines Gartenteiches zeigte massenhaft Dinoflagellaten ähnlich Glenodinium oder Gymnodinium, jedoch fast alle unbeweglich! Etwa zwei Stunden unter dem Mikroskop erschienen Ränder um die Algen, die sich schließlich als durchsichtige „Schalen“ erwiesen und sich Stunden später ganz ablösten. Die Vermutung, dass es sich um eingeleitete Zellteilungen handeln könnte (wie Wikipedia und auch der „Wassertropfen“ – fälschlicherweise – schreiben), kann man verwerfen, da keinerlei Zellteilung stattfand, auch viele Stunden später nicht. Die hervorgegangenen „Zysten“ waren weiterhin unbeweglich. Was ging hier vor? Holger weist auf diesen Artikel hin, der etwas Klarheit verschafft (aber noch nicht ganz) → https://www.mdpi.com/1660-3397/21/2/70. Es wird eine Fortsetzung geben.
- Alfons‘ Steinaxt (genauer: Hammeraxt) ist mit großer Sicherheit altertümlich (Schnurkeramiker, ~ 3000 Jahre alt) und kein Fake. Solche Steinäxte und ähnliche Steinwerkzeuge findet man in relativ großer Zahl und sind somit nicht sonderlich teuer, so dass ein Nachbau wohl kaum lohnt. Außerdem sind unter dem Mikroskop deutliche Verwitterungsspuren zu erkennen.
- Falken-TV von Siegfried: Seine Falken-Familie ist wohlauf, die Jungen werden ständig gefüttert und wachsen schnell heran.
- Tipps zum Steine-Schleifen: Um beim Schleifen das Herausbrechen von Körnern zu vermeiden, ist ein Stabilisieren der Oberfläche notwendig. Günther empfiehlt Bredderpox e40d 500gr+ Härter: 250gr. Gerhard stimmt zu: „Von der Klarheit, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und Härte her sehr gut verwendbar. Habe auch Mammutzähne zum Schleifen damit stabilisiert.“ Um Bläschen zu vermeiden, langsam rühren!
- 30 Teilnehmer
20. Juli 2025
- Chris Thomas auf Mikrometeoritensuche. Mit seiner Hi-Tech Meteoritenfalle musste Erfolg garantiert sein (Magnete in Plastiktüte abgelegt in einer Bordsteinrinne bei Starkregen). Tatsächlich sind wir der Meinung, dass das eine oder andere Kügelchen Mikrometeoriten sehr gut sein könnten. Mehr darüber → Mikrometeoriten
- Die Diatomee Corethron sticht sogar unter den vielen besonders bizarren Diatomeenformen heraus. Lange Stacheln ja, aber unglaublich sind die die auf langen, beweglich gelagerten dünnen Stielen sitzende Haken. Über ihre Funktion wird spekuliert, dass sie die langen Stacheln während der Teilung bündelt. Bilder von Anne Gleich, im Jamin-Lebedeff-Verfahren bunt „aufgemotzt“, da die Technik gerade zur Verfügung stand.
- Kristallsammlungen von Steeg & Reuter und Historisches in der Mineralogischen Sammlung der Uni Tübingen.
- 27 Teilnehmer
13. Juli 2025
- Prof. Heribert Cypionka mit dem zweiten und letzten Teil seines Vortrags über das Riesenbakterium Achromatium.
- Horst Fries möchte mehr über die Bewegungen von Volvox-Kolonien wissen. Anlass waren die Videos von Igor vor zwei Wochen mit der Frage, warum sich fast alle Kolonien gleich rum drehen. Siehe die Literaturrecherchen dort, insbesondere → http://www.biomedcentral.com/1741-7007/8/103 (PDF – 2,7 MB), Zusammenfassung und Anmerkungen über die Schaltfläche unten aufrufbar.
- Alfons Renz über Leoplod Dippel (*1827, +1914 in Darmstadt) , Mathematiker und Naturwissenschaftler mit Schwerpunkt Botanik und bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Mikroskopie. Die Kornrade in Darmstadt mit Dippels Wirkungsstätte nebenan war Anlass, Leopold Dippel in Erinnerung zu rufen.
- Igor Reicher zeigte die Bildung von Mikrokristallen von Zitronensäure und Urea bei gekreuztem polarisiertem Licht.
Tipp von Chris: Vitamin-C in gesättigter Lösung mit ganz wenig Spülmittel versetzen ergibt eine schöne Auskristallisierung.
Tipp von Günther: Kleines, billiges Peltier-Element Typ TES1 04903 zum Aufheizen. - 35 Teilnehmer
6. Juli 2025
- Prof. Heribert Cypionka stellt das Riesenbakterium Achromatium und dessen spezielle Biologie vor. Ein spannendes Thema, wie die Teilnehmer des Mikroskopiker-Treffens ‚Kornrade‘ in Darmstadt schon erfahren durften. Zunächst Teil 1, Teil 2 folgt beim nächsten Stammtisch.
- Impressionen von der „Kornrade“ in Darmstadt → https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=51800.0
- Rückblick auf den gestrigen Plankton-Aktionstag am Baggersee Kirchentellinsfurt. Wir waren zu Acht. Überraschend wenig Badegäste am Baggersee und Besucher bei uns. Viel Aphanizomenon, vereinzelt Anabaena-ähnliche Cyanophyceen mit endständigen großen, hellen Akineten. Ludwig hatte jede Menge getrommelte Bernsteinstückchen aus dem Bitterfelder Braunkohleabbau mitgebracht. Das Durchforsten auf Inklusen geriet zur „Sucht“. Die Raupenhüpferlinge, vermutlich Canthocamptus, brachte Harald aus seinen Mikrotierchen-Zuchten mit.
- 29 Teilnehmer