Federsee-Exkursion 2023
Brigitte, die mit Wolfgang als Neuling beim Federsee-Treffen vom 4. bis 6. August dabei war, schrieb ihre ersten Eindrücke gleich auf – wir dürfen sie hier wiedergeben:
„Beim von der Biologin Bettina Walter veranstalteten Federseetreffen waren Wolfgang und ich zum ersten Mal.
Sehen. Hören. Riechen. Schmecken. Fühlen.
Nach dem Aufstellen der Mikroskope und einer Vorstellungsrunde unternahmen wir mit der unvollständigen Gruppe (drei Personen sollten noch ankommen, einer kümmerte sich um Zubereitung von mitgebrachtem Leberkäs) am Freitag abends um acht einen Spaziergang über den Federseesteg, ein großteils schilfgesäumter Bohlenweg mit häufigen Sitzgelegenheiten. Nur wenige Meter nach dem Kassenhäuschen steht eine Pappel im Sumpf, die kürzlich bei Sturm einen starken Ast verloren hat; der lag mit etlichem Kronenholz auf der anderen Stegseite im Grün. Die Gruppenmitglieder waren bereits aufgeregt am Deuten, als ich mit der Kamera ankam: ein Biber, da ist ein Biber! Tatsächlich hatte das Tier einen Ast vom abgerissenen Baumteil abgenagt und konnte beim Abtransport beobachtet werden; davon gibt es ein Filmchen. Selten, dass man den schuppigen schwarzen Biberschwanz zu Gesicht bekommt – und das große Nagetier war nah.
Die besondere Abendstimmung sorgte für schöne Landschaftsfotos: Wolkentürme zur Linken im Westen, stahlblauer Himmel zur Rechten im Osten, das warme Sonnenlicht auf wenige Flecken beschränkt.
Wo der Schilfgürtel zurückweicht und erstmals den Blick auf die Wasserfläche freigibt, befindet sich eine Aussichtsplattform. Warum das Schilf zwitscherte, war schnell geklärt: Immer wieder flogen Gruppen von Staren herbei und ließen sich im Rohr nieder, wohl zur Übernachtung. Und wir waren Zeugen des vielstimmigen Abendgesangs. Dann war es auch schon Zeit umzukehren – es wäre doch unhöflich gewesen, Richard, unseren „Leberkäskoch“, warten zu lassen.“
Am Tag darauf, Samstag, war es von unserem Quartier, der Federsee-Station der Uni Tübingen, nur eine kurze Wanderung bis zum „Wackelwald“. Der Wald steht auf einer rund 30 cm dicken Torfschicht, darunter die bis sechs Meter dicken puddingartigen Ablagerungen („Mudde“) des ehemaligen Sees. Man spürt deutlich den federnden Boden.
Zur mikroskopischen Ausbeute siehe die Bildergalerie. Weitere Bilder der Teilnehmer folgen noch. Ganz besonders gefreut haben wir uns über die Polypenläuse auf einer Hydra. Siehe die Beschreibung, Bilder und drei tolle Videos von Oliver weiter unten.
Vielen Dank an Bettina Walter für die Organisation des Treffens, das alle Teilnehmer sehr genossen haben.
Polypenläuse auf einer Hydra und ein Blumenrädertierchen
Bilder und Videos von Oliver Hirning, TMG)
Zwei Arten von Polypenläusen: Trichodina pediculus und Kerona?, letztere hier nicht auf den Bildern. Die Ciliaten parasitieren die Hydra nicht, wie oft behauptet, sondern weiden lediglich die Bakterien auf ihrer Oberfläche ab. Oliver hat tolle Fotos und zwei Videos von den Trichodina gemacht. Man erkennt im Ektoderm des Polypen wunderbar die drei Arten von Nesselkapseln: Die Penetranten, die extrem schnell ein Stilett ausstoßen und ein Toxin injizieren, die Wickelkapseln der Volventen und die Glutanten mit klebrigen Fäden.
Das eindrucksvolle Blumenrädertierchen Floscularia ringens mit seiner kunstvoll aus Detrituskügelchen gebauten „Wohnung“.